El Diablo


 Colorierte Zeichnung eines Hahnen-Kopfs

 

Der gnadenlose Vollstrecker brachte seinem ehemaligen Verein mehr Transfer-Dollars ein, als alle Postkutschen zwischen Lake Valley und Spirito Santo bis zu ihrer Verschrottung jemals transportiert hatten.
Seine Schussgenauigkeit und Trefferquote lagen höher als die einer legendären Peacemaker, deren funkelnde, mit Perlmutt besetzten Griffschalen leider bei Weitem nicht den strahlenden Glanz der gebleachten und mit Diamanten verzierten Zähne des Vollstreckers erreichten, wenn er lachend, von Medienmägden und -knechten umringt, aus dem Dunkel der Katakomben in das Licht der Stadien lief und seine medienwirksamen Aufwärm-Übungen folgen ließ.
Dann brandete erstaunlicherweise nicht der erwartete Jubel auf, sondern es herrschte zumeist eine sehr beklemmende Stille und man hätte ein undichtes Ballventil aus einer Entfernung von 100 Metern zischen hören können.
Von den oberen Rängen durchbrach manchmal ein lauter Ruf die Stille: ´El Diablo´, der Teufel, und das ließ erahnen, dass für einige Fans der Erfolg dieses Spielers nicht mit rechten Dingen zu tun hatte. Noch niemand war jemals Zeuge gewesen, dass Diablo sich bekreuzigte, wie es viele seiner Team-Kollegen vor den Spielen und nach den Toren mit einem Blick oder einer Geste zum Himmel voller Inbrunst taten ...

 

... und hier geht die Geschichte weiter:

Gerne erzählten Fans folgende Begebenheiten, dass z.B. die gegnerischen Torpfosten daliesk weich, wie weiße Schokolade in der mittäglichen August-Sonne dahinschmolzen, wenn sich El Diablo ihnen näherte, und das gegnerische Tornetz ungeduldig den Gnadenschuss des Giganten erwartete, um zu zerbersten.

Die Tatoos von El Diablo hatten insgesamt die Größe eines mit Filzstiften dicht bemalten Doppelbettlakens und erzählten von seinen Liebschaften und Leidenschaften, sportlichen Erfolgen und den von der Presse oft gedruckten aber nie belegten Mythen.
Diablos Kopf war teilweise glattrasiert, möglicherweise um mehr Platz für Tatoos zu schaffen, und seine Frisur oben auf der Schädeldecke erinnerte an einen Irokesen-Schnitt, Kampfhahn oder Leguan-Kamm. Das Kunstwerk begabter Hairstylisten wurde mit speziellen Silikon-Geels gefestigt und dann mit Glitter bestäubt.
Goldene Ohr- und Nasenringe in erheblicher Menge musste El Diablo vor den Spielen entfernen bzw. mit strapazierfähigen Klebestreifen sichern.
Während der meisten Spiele nässten die weiblichen und männlichen Fans mit allen möglichen Körperflüssigkeiten dermaßen, dass das Personal die Tribünen des Stadions nach jedem Spiel reinigen, desinfizieren und trocknen musste.
Die stets offenen Sport-Cabrios, die er wegen seiner hohen Frisur fuhr, waren sämtlich außen schwarz-metallisch lackiert, innen rot beledert und gehörten Preiskategorien an, die man sich nicht vorstellen konnte. Der in den Zeitungen und Magazinen genannte Preis wies neben der Eins am Anfang soviele Nullen auf, dass die Meisten Leser die Zahl nicht zuordnen und mit ihrem Namen benennen konnten.

Manchmal wurde El Diablo mit einem weiblichen Modell gesehen, das leuchtend rote, schulterlange Haare trug, die blau gesträhnt waren. Im Cabrio an seiner Seite sitzend, zeigte das Modell versteinerte Gesichtszüge. Der übermäßige Gebrauch von Make-Up und Schminke erinnerte an die Latex-Masken der Halloween-Umzüge, aber auch der Sado-Maso-Szene. Die Begleiterin trug eine giftgrüne Ledermontur, von der sich die violett gestylten Fingernägel stark absetzten.

Hinter dem Cabrio bildete sich bei den geräuschvollen und spektakulären Abfahrten des Paares eine Wolke aus Parfüm, durchwoben mit Formel 1 Reminiszenzen, manche wollten auch schwefelige Nuancen gerochen haben ...



Ein Hinweis, den wir natürlich seit unserer frühesten Kindheit kennen: Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Fußball-Stars sind natürlich nicht beabsichtigt.!

 

(aus: fantasias valencianas, eine Ideensammlung zu Objekten, Collagen, Fotos, Texten ... 2015)


 

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